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Culebras - die Schlangen - Teil 1

Culebra Cigars

Schon als Teenager haben mich die krummen Culebra Zigarren fasziniert. Ein Zigarrenzopf, zusammengebunden mit zwei edlen Mascherln aus Seide, verpackt in einer kleinen edlen Holzkiste - fertig ist ein handwerkliches Meisterwerk, das bis heute eine magnetische Wirkung auf mich hat. Der Name Culebra leitet sich vom spanischen ab und bedeutet schlicht und einfach Schlange. Es sind also 3 krumme Zigarren, die einzeln - wie eine Schlange, zusammengeflochten - wie ein Zopf aussehen. Natürlich steckt hinter dieser Form eine bzw. mehrere Geschichten, und wie ich finde, sehr interessante. Die zwei gängigsten Theorien im Netz zur Entstehung: 

1. Die Idee hinter der Form stammt aus den Philippinen. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts glaubte man dort, dass durch das "Zusammenweben" dünnerer Zigarren der Tabak schneller reifen würde. 

2. Die Idee stammt aus Kuba. Traditionell war es den Zigarrenrollern gestattet, jeden Tag drei Stück Zigarren mitzunehmen. Nachdem aber viele Arbeiter diese Zigarren privat günstig weiterverkauften und somit das Geschäft der Fabrikeigentümer schädigten, durften die Zigarren bald darauf nur mehr "zusammengeflochten" als Zopf mitgenommen werden. Niemand würde solche Zigarren kaufen, so die Annahme der Eigentümer.  

Zur Auswahl und Tastings: Alle 6 Culebras wurden 2017 gekauft und durften anschließend ca. 2,5 bis 3 Jahre in meinem Humidor "reifen". Insgesamt standen 8 zur Auswahl, wobei die Samana Schlangen aufgrund des hohen Preises (im Verhältnis) und der optischen Ähnlichkeit zu zwei anderen „Zöpfen“, und die LFD Schlangen aufgrund des zu geringen Durchmessers, ausgeschieden sind. Um die Tastings bzw. Testergebnisse so übersichtlich wie möglich zu gestalten, wurden die Schlangen nicht chronologisch nach Rauchdatum, sondern nach dem Ranking (Ergebnis) gelistet. Zeitraum August 2019 - März 2020


1. Davidoff - Special C

Die Davidoff Special C ist eine wallnussschalenbraun bis olivbraune, muffig und leicht herb nach einer Mischung aus Heu, Stroh, Kräutern und Holz duftende, sehr krumme Zigarre im Corona Format. Bereits in den ersten paar Minuten gibt die Davidoff Schlange zu verstehen, dass mit ihrem "hochgiftigen" Rauch nicht zu spaßen ist. Dieser schmeckt zunächst sehr bitter und scharf nach starken Röstaromen, Holzkohle und Pfeffer. Auch nach den Anfangsminuten bleibt das Gift der gelben Schlange, obwohl es jetzt deutlich milder und cremiger nach Holz, Pfeffer, Leder und Gras schmeckt, weiterhin scharf und unharmonisch. Erst nach etwa 10 Minuten gelingt der Special C, ihre Giftrezeptur so zu ändern, dass dabei ein zwar weiterhin scharfer, aber sehr delikater, holzig-blumiger Marzipangeschmack herauskommt. Wobei ich hier anmerken möchte, dass die Grenzen zwischen "in Honig getauchte geröstete Mandeln" und "Marzipan", zumindest für mich, ein fließender ist. Im zweiten Drittel dominiert ebenfalls dieser für mich äußerst außergewöhnliche Geschmack nach einer Mischung aus Gras, Leder, Holz, Marzipan, Pfeffer und Blumen. Nach der Hälfte wird der Geschmack aufgrund von stärkeren Lederaromen, aber auch Erde, zwar etwas dunkler - auf den Grundgeschmack selbst wirken sich diese jedoch kaum aus, da weiche Aromen von Honig und Heu das "Herbe" wieder ausgleichen. Auch im letzten Drittel bleibt der Geschmack, trotz eines kleineren Aromenspektrums, weiterhin ein sehr guter. Zu Beginn schmeckt das "Gift" nach Röstaromen, Marzipan, Pfeffer und Leder; im weiteren Verlauf deutlich schärfer nach Holz, Kräutern, Gras, Röstaromen, Marzipan, Pfeffer, und gegen Ende wieder blumig.  

2. Tasting: Exemplar schmeckt deutlich herber // starke Leder- und Röstaromen dominieren // Marzipangeschmack geht eher in Richtung leicht süßlich und bitter schmeckende geröstete Mandeln // zum Ende: leicht blumig bis intensiv nach süßlich-herben Kräutern 

Fazit: Eine außergewöhnliche, toll verarbeitete, scharf, aber delikat, hauptsächlich nach Marzipan (geröstete Mandeln + Honig), Pfeffer, Leder, Holz und Blumen schmeckende, sehr cremige, mittelstarke Zigarre. Rauchauer ca.: 40 Min.  

+ außergewöhnliches Format, tolle Verarbeitung, toller Geschmack 

- brennt schnell ab, teilweise scharf, teuer 

Herkunft: dominikanische Republik 

Preis: ca.: 40€ / 13€ pro Schlange


2. Brun del Ré Gold - Culebra Grande

Die Culebra Grande ist eine tabakbraune, grasig-ledrig nach Heu, Kräutern und leicht nach Schokolade duftende, sehr krumme Zigarre im Double Corona Format. Sie startet zunächst sanft mit einem sehr cremigen und harmonischen, aber leicht bitteren Geschmack nach Röstaromen, Milchschokolade und Nuss. Nach den Anfangsminuten schmeckt das erste Drittel cremig, süßlich, scharf und leicht bitter nach Röstaromen, Nuss, Leder, Pfeffer, Heu, Stroh, Milchschokolade und Karamell. Bei den beiden zuletzt genannten Aromen Karamell und Milchschokolade liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, da sie aufgrund der Verschmelzung nicht eindeutig zu definieren sind. Im zweiten Drittel tritt die Schlange deutlich aggressiver auf. Ihr Gift schmeckt nun deutlich schärfer, weiterhin süßlich und leicht bitter, nach Pfeffer, Gras, Kräutern, Nuss, Leder und Karamell. Nach der Hälfte modifiziert die Schlange die Rezeptur ihres Giftes leicht, wodurch der Rauch, aufgrund von Röstaromen, Aromen von Mandeln, Holz, Toast, Kräutern und Walnuss, einen deutlich holzigeren und nussigeren Geschmack annimmt. Im letzten Drittel schmeckt das Gift der tabakbraunen Schlange süßlich-herb bis sehr scharf, zunächst nach Leder, Nuss, Gras, Kräutern, Pfeffer, Heu und Rohrzucker; etwas später, nach Heu, Kräutern, Leder, Nuss, Pfeffer und Holz.  

2. Tasting: Erste Hälfte: scharf und leicht bitter nach einer Mischung aus Röstaromen, Pfeffer, Nuss, Leder, Heu, Stroh, Holz // auch nach der Hälfte ein sehr ähnlicher Geschmack, leicht süßlicher // letztes Drittel: süßlich und leicht herb nach Heu, Röstaromen, Kräutern, Pfeffer, Leder und Holz 

Fazit: Eine, in Anbetracht der Größe, sehr günstige, bis auf die Schärfe gut schmeckende, sehr cremige, mittelkräftige Zigarre. Rauchdauer ca.: 45 Min. 

+ außergewöhnliches Format, gute Verarbeitung, guter Geschmack, günstig 

- scharf, trocken, brennt schnell ab 

Herkunft: Costa Rica 

Preis: ca.: 24€ / 4€ pro Schlange


3. Stanislaw - Culebra

Die Stanislaw Culebra ist eine sandbraune, fruchtig-grasig nach getrocknete Feige, Marille und Heu duftende, krumme Zigarre im Corona Format. Schon nach der ersten Zügen steht fest, dass es sich hierbei um eine harmlose Schlange handelt. Sie schmeckt von Beginn an sehr mild und cremig, eher trocken, anfangs nach Heu, Röstaromen, Kaffee, Nuss und Leder. Zwar bleibt das erste Drittel auch nach den Anfangsminuten sehr mild und cremig, doch der gute Kaffee- bzw. Nussgeschmack ist bereits nach wenigen Minuten Geschichte. Stattdessen muss sich der Raucher im ersten Drittel mit schwach ausgeprägten Aromen von Gras, Pfeffer, Röstaromen, Holz und Leder, also praktisch mit einem eintönigen Geschmack, begnügen. Im zweiten Drittel schmeckt das Gift bzw. ungiftige Sekret der Schlange weiterhin sehr cremig, nun leicht süßlich nach Gras, Holz, Pfeffer, Röstaromen und gerösteten Mandeln. Im Verlauf des Drittels verliert das Sekret nochmals an Kraft und kann dadurch kaum Aromen entfalten, außer einen sehr milden und eintönigen, cremig, aber eher trockenen Geschmack nach Röstaromen, Holz und Pfeffer. Erst gegen Ende des Drittels bekommt der Rauch dank leicht herb und leicht scharf schmeckenden Aromen von Gras, Leder, Nuss und süßlichen Kräutern wieder etwas Farbe. Auch in der Anfangsphase des letzten Drittels trifft man auf diesen leicht herb, scharf und süßlichen Geschmack nach Röstaromen, Leder, Pfeffer, Gras, Kräutern und Heu. Danach schmeckt die Zigarre bis zum Ende scharf und fruchtig-blumig, begleitet von Röstaromen bzw. gerösteten Mandeln.  

2. Tasting: In den ersten zwei bis drei Minuten dominieren starke Röst-, Holz- und Lederaromen // bis zur Hälfte ein sehr weicher, eher trockener Rauch, der nach einer Mischung aus Holz, Pfeffer, Nuss, Gras, Kräutern und Leder schmeckt // ab der Hälfte deutlich mehr Biss - mit leicht süßlich und scharf schmeckenden Aromen von Gras, Pfeffer, Nuss, Leder, Erde, Holz und hin und wieder etwas Kaffee - ähnelt in dieser Phase stark dem Geschmack von klassischen Davidoff Zigarren aus der Dom. Rep. // gegen Ende: ein toller, süßlich-scharfer Geschmack nach einer Mischung aus Haselnuss, Röstaromen, Heu, Pfeffer und Holz.  

Fazit: Eine edle, sehr gut verarbeitete, cremig-milde Zigarre, die in der ersten Hälfte leider eintönig und trocken, in der zweiten Hälfte sehr gut, hauptsächlich nach einer Mischung aus Gras, Leder, Nuss, Röstaromen, Pfeffer und Holz schmeckt. Die erste Halbzeit kostet der harmlosen Schlange wichtige Punkte, die ihr am Ende zum 1. und 2. Platz fehlen. Rauchdauer ca.: 60 Min. 

+ außergewöhnliches Format, edle Optik, sehr gute Verarbeitung, günstig 

- teilweise sehr eintönig im Geschmack, nur in Tschechien erhältlich 

Herkunft: Dominikanische Republik 

Preis: ca.: 12€ / 4€ pro Schlange


....  weiter auf Teil 2





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